Karneval in Cadiz: Fest von internationalem touristischem Interesse?

Der Karneval von Cadiz wurde 1980 zum „Fest von Internationalem Touristischen Interesse“ erklärt (zusammen mit dem von Santa Cruz de Tenerife als erster in Spanien). Aber obwohl ich diesen Karneval über alles liebe und jedes Jahr aufs Neue genieße, habe ich doch meine Zweifel, ob diese Auszeichnung nicht ein klein wenig irreführend ist. Kann ein ausländischer Tourist, der kein Spanisch versteht, wirklich etwas von einem Fest haben, bei dem es so viel um Poesie, Wortwitz und geistreiche Texte geht? Vielleicht schon, wenn er ein echtes Interesse hat, aber er sollte auf jeden Fall nicht ganz unvorbereitet hingehen. Wenn du zum Karneval in Cadiz bist und nicht weißt, was dich erwartet, findest du hier eine kleine Einleitung.

Stadtviertel La Viña in Cadiz zur Karnevalszeit.

Karnevalsstimmung im Viertel La Viña, dem Epizentrum des Karnevals von Cadiz.

Was macht den Karneval in Cadiz aus?

Die Essenz und das Herz vom Karneval in Cadiz sind die Musikgruppen. Sie sind das ganze Jahr über am Komponieren, Dichten, Proben und Kostümschneidern, bis schließlich im Februar ihr großer Moment gekommen ist. Für mich ist dies der schönste Aspekt am Karneval von Cadiz. Es handelt sich um eine authentische Volkskunst, in die Alt und Jung ihr ganzes Herzblut legen. Alles sind im Grunde Laienmusiker und -sänger, obwohl auch der ein oder andere professionelle Musiker teilnehmen kann.

Es gibt allerdings eine Unterscheidung zwischen dem offiziellen Wettbewerb und dem Karneval auf der Straße. Der offizielle Wettbewerb der Musikgruppen beginnt bereits einen Monat vor dem eigentlichen Karneval. Er wird im schönen Teatro de Falla ausgetragen und im spanischen Fernsehen übertragen. Dem gegenüber stehen die so genannten „illegalen“ Gruppen, die nur auf der Straße auftreten. Diese sind natürlich nicht „illegal“, der Name hat sich nur im Laufe der Zeit so eingebürgert. Für viele ist dies der echte Karneval. Die Gruppen auf der Straße sind nicht selten kritischer und auch witziger als die, die im Fernsehen zu sehen sind. Aber auch Letztere kann man während der Karnevalswoche in Cadiz auf der Straße sehen, oft auf kleinen Bühnen, die eigens hierfür aufgebaut werden.

Gran Teatro Falla in Cadiz zur Karnevalszeit.

Das Gran Teatro Falla.

Arten von Karnevalsgruppen

Beim Karneval in Cadiz können wir fünf Arten von Karnevalsgruppen unterscheiden. Drei davon sind Musikgruppen, zwei haben hauptsächlich gesprochene Texte.

Chirigotas

Die Chirigotas sind die beliebtesten Gruppen beim Karneval in Cadiz, und zwar, weil sie extrem witzig sind. Aber genau hier beginnt für den ausländischen Besucher des Karnevals das Problem. Man stelle sich vor:

Eine Ansammlung von Menschen steht in der schönen Altstadt von Cadiz an einer Straßenecke und lauscht einer kleinen Musikgruppe, die ihre Lieder vorträgt. Alle Nas‘ lang geht ein großes Gelächter durch die Menge, Menschen klopfen sich auf die Schenkel. Was ist hier los? Bei der Chirigota steht nicht die Musik im Vordergrund, sondern die witzigen, bissigen und kritischen Texte, an denen das ganze Jahr über gefeilt wird, damit sie die Leute so richtig zum Lachen bringen.

Die Chirigotas sind das Herz des Karnevals von Cadiz, und wenn man sie nicht versteht, verpasst man ein wenig die Essenz dieses Festes. Selbst wenn man das Spanischen einigermaßen mächtig ist, ist es dennoch häufig nicht leicht, die Witze zu verstehen, denn es wird im Dialekt von Cadiz gesungen, es wird Bezug genommen auf das aktuelle Geschehen im Land und in der Stadt und es wird sehr viel mit Wortwitz gearbeitet. Ich zum Beispiel lebe seit 18 Jahren in Spanien, habe einen Hispanistik-Abschluss und trotzdem muss mein Mann (der hier geboren wurde) mir manchmal noch die Witze erklären. Typisch für die Chirigotas ist es, eine bekannte Melodie zu nehmen, und sie mit einem ganz neuen Text zu versehen. Ihre Kostüme (Tipos genannt) haben ein Thema und geben den roten Faden ihrer Texte an.

Natürlich kann man das ganze als Happening sehen. Bei meinem ersten Karneval in Cadiz vor vielen Jahren habe ich auch kaum etwas verstanden. Aber ich fand die Atmosphäre toll, und es faszinierte mich, zu beobachten, mit wie viel Hingabe und Respekt die Leute in vollkommener Stille diesen Laienmusikern lauschten. Bei einem Urlaub in China hört man sich ja schließlich auch die Pekingoper an, obwohl man nicht wirklich viel dabei versteht 😉.

Chirigota beim Karneval in Cadiz.

Eine „illegale“ Chirigota.

Comparsas

Die Comparsas sind ähnlich wie die Chirigotas kleine Gruppen von 12 bis 15 Sängern, die von Gitarren und Trommeln begleitet werden. Aber im Gegensatz zu den Chirigotas haben sie eine ernste Thematik (obwohl sie auch manchmal ironisch werden können) und sehr poetische Texte. Die Texte prangern meist soziale Missstände an, können aber auch eine Hommage an jemanden sein oder die Schönheit der Stadt Cadiz besingen.

Ein weiterer Unterschied ist, dass es bei den Comparsas vielmehr auf musikalisches Können ankommt. Die Sänger haben geschultere Stimmen und singen meist auch mehrstimmig, während die Chirigotas einstimmig singen. Die Gitarren sind ebenfalls sehr viel virtuoser und legen oft beeindruckende Solos hin. Für jemanden, der kein Spanisch versteht, ist die Comparsa also zunächst einmal viel ansprechender.

Zudem entsteht zwischen den Mauern der engen Gassen der Altstadt von Cadiz eine ganz einmalige Akustik. Die Gruppen spielen ganz ohne Mikrofone oder Verstärker. Darum ist es wichtig, dass die Umstehenden keine Geräusche machen oder reden. Die Lieder hallen an den alten Fassaden der meist drei- bis vierstöckigen Häuser wider und erzeugen – zumindest für meine Ohren – einen ganz besonderen Klang, den man so wohl nirgendwo anders findet.

Bei den Comparsas geht es darum, durch das Zusammenspiel von Text und Musik Rührung beim Publikum zu erzeugen. Nicht selten kommen den Sängern bei ihrem Vortrag selber die Tränen.

Historische Aufnahme der Comparsa „Los Piratas“, die als eine der besten der Geschichte gilt.

Coros

Die Coros sind große Karnevalschöre mit bis zu 45 Mitgliedern und meist gemischten Stimmen (Frauen und Männer). Zusätzlich zu den Gitarren werden die Chöre auch von Bandurrias begleitet. Das Schöne an den Coros ist, dass hier jeder mitmachen kann, auch wenn er vielleicht nicht die beste Stimme der Welt hat. Manchmal singen ganze Familien im selben Chor. Während der Karnevalswoche fahren die Coros in großen Karnevalswagen durch die Straßen und formen das sogenannte Carrusel de coros an bestimmten Plätzen, zum Beispiel rundherum der Markthalle oder am Plaza Mentidero.

Rein optisch ist dies wohl der ansprechendste Aspekt des Karnevals in Cadiz. Die Coros tragen bunte Kostüme, jeder mit seiner eigenen Thematik, und alle zusammen bilden sie ein farbenfrohes Spektakel. Um die Lieder zu hören – die verschiedene Thematiken haben können – muss man dicht an die Wagen herangehen. Zwar sind die Coros lauter als die Chirigotas und Comparsas, da sie aus viel mehr Menschen bestehen, aber gerade deswegen wird bei ihnen keine so respektvolle Stille gehalten wie bei jenen. Außerdem singen sie oft alle gleichzeitig. Beim Carrusel de Coros ist es am besten, die gesamte Atmosphäre zu genießen.

Coro de Carnaval auf Karnevalswagen beim Karneval in Cadiz.

Ein Coro de Carnaval.

Cuartetos

Jetzt kommen wir zu den zwei Darbietungen im Karneval von Cadiz, die nicht gesungen, sondern gesprochen werden: Cuartetos und Romanceros.

Bei den Cuartetos handelt es sich um eine Art Volkstheater. Eine Gruppe von vier oder fünf Leuten (plus eventuell Statisten, die aber nicht reden dürfen) führen ein lose zusammenhängendes Theaterstück mit einzelnen Szenen unter einer bestimmten Thematik auf. Der Text ist gereimt und zum Abschluss wird auch ein bisschen gesungen, aber hauptsächlich wird gesprochen. Genau wie die Chirigotas sind auch die Cuartetos sehr, sehr witzig. Es geht dabei aber nicht nur um Wortwitz, sondern auch um Situationskomik und Gestik.

Romanceros

Die Romanceros sind Einzelpersonen, die gereimte witzige Texte vortragen und diese Anhand von Abbildungen auf Tafeln illustrieren. Sie zeigen mit einem Stock auf diese Abbildungen, der gleichzeitig dazu dient, den Takt anzugeben. Bei den Romanceros handelt es sich um eine sehr alte, traditionelle Kunstform. So stelle ich mir immer vor, dass die Leute in früheren Zeiten unterhalten wurden, bevor es Fernsehen und Internet gab.

Für den ausländischen Besucher sind die Romanceros aber wohl am wenigsten interessant. Es ist ungefähr damit vergleichbar, als wenn ein Spanier sich eine Büttenrede anhören müsste.

Die Kostüme im Karneval von Cadiz

Im Gegensatz zu anderen berühmten Karnevals der Welt wie dem von Venedig oder dem von Teneriffa gibt es beim Karneval von Cadiz keine spektakulären Kostüme, die durch ihre überragende Schönheit bestechen. Die Kostüme sind eher witzig und einfallsreich, und sollen einem ein Lächeln angewinnen. Als ich begann, diesen Artikel zu schreiben, habe ich bedauert, wie wenig Fotos ich über die Jahre beim Karneval von Cadiz von den Kostümen auf der Straße gemacht habe, zumal sich die Menschen meist gerne fotografieren lassen. Ich gehöre eben noch zu der Generation, die Events auch ohne Kamera in der Hand genießen kann ;-).

Aber schade ist es doch. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Gruppe von Leuten, die einen überdimensionierten Bierkasten gebaut hatten und selber als Flaschen verkleidet waren. Mit dem Bierkasten übergestülpt liefen sie durch die Straßen und waren natürlich eine Sensation. Leider habe ich da kein Foto von. Aber in diesem Jahr habe ich daran gedacht, ein paar Fotos zu machen, wie zum Beispiel dieses hier:

Verkleidete Menschen beim Karneval in Cadiz.

Typisches Karnevalskostüm in Cadiz.

Wann zum Karneval in Cadiz?

Eine einfache Frage, die aber so einfach gar nicht zu beantworten ist. Offiziell beginnt der Karneval am Karnevalsfreitag mit dem Finale des Wettbewerbs der Gruppen im Gran Teatro Falla, das bis in die Morgenstunden dauert. Danach beginnt das Fest auf der Straße und es endet nicht am Aschermittwoch, sondern erst am darauffolgenden Sonntag, dem sogenannten Domingo de Piñata. Dies ist etwas, was Cadiz mit anderen spanischen Karnevalshochburgen wie Teneriffa oder Gran Canaria gemein hat. So sind es ganze neun Tage Karneval, und am Wochenende darauf findet auch noch der Carnaval de los Jartibles statt, ein etwas kleinerer Karneval für alle, die nicht genug bekommen können („jartible“ bedeutet im Dialekt von Cadiz so etwas wie aufdringlich oder nervend ;-)).

Ursprünglich waren die wichtigsten Tage im Karneval von Cadiz das erste Wochenende und der Rosenmontag (der in Cadiz Feiertag ist). Durch die Bekanntheit, die dieses Fest im Laufe der letzten Jahrzehnte erfahren hat (unter anderem durch die Erklärung zum Fest von internationalem touristischem Interesse und die Übertragung im Fernsehen), kommen gegenwärtig zum ersten Karnevalswochenende jedoch dermaßen viele Menschen nach Cadiz, dass es kaum auszuhalten ist. Es ist praktisch unmöglich, eine Chirigota oder eine Comparsa zu hören, weil sie vom Lärm der Menschenmassen übertönt werden, und insbesondere am Samstag ist das Ganze im Grunde zu einem riesigen Massenbesäufnis verkommen. Die Gaditaner (die Einwohner von Cadiz) nennen das den „Anti-Karneval“ und fahren an diesen Tagen lieber aufs Land.

Das hat dazu geführt, dass sich das eigentliche Fest für die Einheimischen mehr auf die Wochentage und das zweite Karnevalswochenende verschoben hat. Dann kann man den authentischen Karneval erleben. Ein guter Tag ist noch immer der Rosenmontag, denn dann haben die Gaditaner frei, so dass einiges los ist, aber die Massen von außerhalb sind schon wieder weg. Ich persönlich habe immer sehr viel Spaß am zweiten Karnevalssamstag gehabt, insbesondere nachts, wenn sich das ganze Stadtviertel von La Viña (dem Zentrum des Karnevals) mit Chirigotas und Comparsas füllt.

Nicht zuletzt solltest du aber auch auf den Wetterbericht schauen, da im Februar in Cadiz schon mal der ein oder andere Schauer runterkommen kann (hier findest du meinen Artikel über die beste Reisezeit für Andalusien).

Lohnt sich der Karneval von Cadiz also für Touristen oder nicht?

Ich denke, es kommt darauf an, mit welcher Erwartung man zum Karneval geht. Wenn man den Karneval von Santa Cruz de Tenerife gesehen hat und in Cadiz etwas Ähnliches erwartet, wird man enttäuscht sein. Der Karneval von Cadiz ist weder ein so großes visuelles Spektakel, noch wird hier so ausgiebig getanzt wie beim Karneval in Teneriffa. Aber wenn man wie ich ein großer Freund der Folklore und der Volkskunst ist und mal eine ganz andere Art von Karneval erleben möchte, kann man diesem Fest bestimmt etwas abgewinnen, alleine schon der ansteckenden Lebensfreude der Gaditaner wegen. Auch wenn man generell ein Fan von Volksfesten ist und mit einer größeren Gruppe anreist, wird man bestimmt seinen Spaß haben. Und wenn man zufällig gerade zu dieser Zeit Urlaub in Cadiz macht, ist es sowieso ein Pflichtbesuch, auch wenn man dem Ganzen vielleicht nur einen halben Tag widmet.

Ich bin wie gesagt ein großer Fan dieses Festes. Aber ich weiß aus Erfahrung, dass Menschen von außerhalb oft nicht so viel damit anfangen können, weil sie nicht richtig wissen, was sie erwartet. Ich hoffe, du bist durch diesen Artikel ein bisschen schlauer geworden. Hinterlasse gerne einen Kommentar, wenn du noch den ein oder anderen Tipp benötigst.

Das Wolkenmeer am Teide: nur fliegen ist schöner!

Vielleicht überlegst du grade, ob du deinen Urlaub in Teneriffa verschieben solltest, nachdem du die Bilder der verheerenden Waldbrände im letzten Jahr gesehen hast. Das kann ich verstehen, denn auch mich hat das ganz schön erschüttert, da ich gerade kurz vorher noch da gewesen bin. Das Gute: Die kanarische Kiefer hat die Eigenschaft, sich nach Waldbränden zu erholen, so dass das, was jetzt noch sehr trist aussieht, vielleicht bald schon wieder in seiner grünen Pracht erstrahlt. Aber nicht nur das: Oberhalb der Baumgrenze ist der Nationalpark vollkommen unversehrt und kann man die herrliche Landschaft und faszinierende Naturphänomene erleben. Allen voran eines, was mich ganz besonders begeistert: das sogenannte „Wolkenmeer am Teide“ (Mar de nubes). Eine Wolkendecke, die sich aufgrund der Passatwinde relativ tief an den Berghängen bildet, und dank der man am Teide relativ schnell „über den Wolken“ ist.

Über den Wolken am Teide.

Wie bildet sich das Wolkenmeer am Teide?

Das Phänomen der Wolkenkonzentration auf geringer Höhe ist für die Nordseite aller kanarischen Inseln typisch. Auf Gran Canaria zum Beispiel bildet sich im Sommer an der Nordküste der sogenannte „Eselsbauch“ (panza de burro): die Wolken hängen so tief, dass sie aussehen wie das Fell eines Esels und sorgen für ein etwas kühleres Klima als an der Südseite der Insel.

Ursache dieser Phänomene sind die Passatwinde, die die Wolken gegen die nördlichen Berghänge der Inseln drücken und sie auf einer Höhe zwischen 600 und 1800 Metern halten. Am eindrucksvollsten ist dieses Phänomen an den Berghängen des Teide, denn von oben betrachtet erzeugt die Wolkendecke die Illusion eines gigantischen flockigen Meeres, in das man geradezu hineinspringen würde. Daher der Name: mar de nubes (Meer aus Wolken). Es ist häufiger im Sommer anzutreffen als im Winter. Wenn du auf Nummer Sicher gehen willst, solltest du vor deiner Fahrt auf den Teide am besten auf den Wetterbericht schauen.

Zerklüftete Wolken am Teide.

An einigen Tagen ist das Wolkenmeer glatter als an anderen.

Wie kann man das Wolkenmeer am besten sehen?

Um das Wolkenmeer am Teide zu erleben, fährt man am besten mit dem Mietwagen. So kann man sich genügend Zeit lassen und ist nicht von einer Reisegruppe abhängig. Es spricht außerdem nichts dagegen: Die Straßen sind in einem ausgezeichneten Zustand, es ist unmöglich, sich zu verfahren, die Informationszentren liegen direkt an der Straße, und wenn man auf eigene Faust wandern möchte, gibt es viele Parkplätze und zudem die offizielle Karte des Nationalparks.

Jeder Nationalpark ist anders, aber im Falle des Teide würde ich wirklich nicht empfehlen, eine Tour zu buchen. Nicht nur, weil es nicht nötig ist, sondern auch, weil meist Bustouren angeboten werden, die einen sehr langen Anfahrtsweg haben, weil Leute an verschiedenen Punkten der Insel abgeholt werden, und bei denen einem außerdem leichter schwindelig wird als im eigenen Auto.

Wenn du das Auto nimmst, musst du aufpassen, denn es gibt insgesamt 4 Anfahrtswege zum Teide: Aus dem Süden (Los Cristianos), Südwesten (Los Gigantes), Norden (La Orotava) und Nordosten (San Cristóbal de La Laguna). Für das Wolkenmeer musst du letztere nehmen: Die TF-24 von San Cristóbal de La Laguna aus über den Ort La Esperanza. Meiner Meinung nach ist dies sowieso (abgesehen vom Wolkenmeer) die schönste Anfahrt zum Teide, aber jede Strecke hat ihren Reiz. Wenn man genug Zeit mitbringt, lohnt es sich durchaus, alle Anfahrtswege auszuprobieren.

Anfahrt zum Teide durch die Wolken.

Bei der Anfahrt fährt man durch leichten Nebel.

Das Erlebnis: über den Wolken am Teide!

Als ich das erste Mal auf den Teide gefahren bin, kam das Phänomen für mich total überraschend. Ich hatte zwar davon gehört und auch Fotos gesehen, aber es dann wirklich zu erleben, ist doch wieder anders. Das ist übrigens etwas, was meiner Meinung nach für den gesamten Nationalpark des Teide gilt: Kein Foto wird diesem gewaltigen Meisterwerk der Natur gerecht. Ich glaube, es liegt daran, dass es nicht nur ein visuelles Erlebnis ist: Die Luft, die Atmosphäre, die Erhabenheit, das alles ist unmöglich einzufangen. Ich selbst bin damals ohne allzu viele Erwartungen hochgefahren, eben weil mich die Fotos nicht so sehr überzeugten, aber einmal da gewesen, wollte ich jeden Tag wieder hoch!

Anfangs sieht man eigentlich nur Nebelschwaden, die nicht einmal besonders dicht sind. Zum Autofahren ist die Sicht auf jeden Fall gut genug. Das Gefühl ist faszinierend, denn man befindet sich mitten in der Wolke und kann die Berge rundherum nur erahnen. Wir sind ungefähr zehnmal ausgestiegen, um Fotos zu machen, bevor wir das eigentliche Wolkenmeer zu sehen bekamen. Einmal über den Wolken, wollten die Fotos dann kein Ende mehr nehmen. Überall entlang der Straße befinden sich Aussichtspunkte, an denen man das Auto abstellen und den Blick ins endlose Weite genießen kann. Am liebsten würde man reinspringen 😉.

Ich persönlich bin ein totaler Fan vom Teide. Das Wolkenmeer ist etwas, was ich eher zufällig entdeckt habe, aber ich würde jedem, der nach Teneriffa fährt, empfehlen, sich dieses Spektakel der Natur zu gönnen.

Das Wolkenmeer am Teide vom Flugzeug aus gesehen.

Sicht aus dem Flugzeug.

 

 

Andalusien: beste Reisezeit für Strand, Wander- oder Kultururlaub

Wann ist die beste Reisezeit für Andalusien? Eigentlich immer, es kommt nur darauf an, was man vorhat…

Artikel zum Thema „beste Reisezeit“ sind in den letzten Jahren angesichts des Klimawandels immer weniger vertrauenswürdig geworden. Ich selbst lebe seit 2006 in Andalusien (Provinz Cádiz) und habe tatsächlich seit dieser Zeit bereits Unterschiede feststellen können. Mein Mann, der hier geboren wurde, erzählt von Zeiten, in denen er im Winter morgens Frost auf dem Boden sehen konnte. Diese Zeiten sind lange vorbei. Wahrscheinlich muss dieser Artikel über die beste Reisezeit für Andalusien darum im Laufe der Zeit immer mal wieder aktualisiert werden. Aber wenn du in nächster Zeit einen Urlaub in Andalusien geplant hast, findest du hier interessante Informationen zum aktuellen Stand der Dinge.

Klimazonen in Andalusien

Andalusien verfügt über eine mehr als 900 Kilometer lange Küste mit herrlichen Stränden sowie über Hoch- und Mittelgebirge, ausgedehnte grüne Wälder, wüstenartige Vulkanlandschaften und Feuchtgebiete. So ist es kein Wunder, dass insgesamt 6 verschiedene Klimazonen in Andalusien unterschieden werden. Um für deinen Urlaub in Andalusien die beste Reisezeit herauszufinden, musst du aber vor allem drei Unterscheidungen beachten:

  • Atlantik oder Mittelmeer
  • Küste oder Inland
  • Berge oder Flachland

Atlantik oder Mittelmeerregion von Andalusien?

An der Atlantikküste (der sogenannten Costa de la Luz) liegen die Provinzen Cádiz und Huelva; an der Mittelmeerküste Málaga (Costa del Sol), Granada (Costa Tropical) und Almería. Je weiter man dabei ins Inland kommt, desto weniger ist der Einfluss von Mittelmeer bzw. Atlantik spürbar.

Generell kann man sagen, dass die Atlantikküste sich durch stärkere Winde (insbesondere in den Sommermonaten) auszeichnet, sowie durch etwas kühlere Winter. Auch ist es so, dass Wetterphänomene, die die gesamte Iberische Halbinsel betreffen, an der Atlantikküste oft viel weniger zu spüren sind. Gibt es etwa eine Hitzewelle, wird es zwar ein bisschen wärmer bei uns, aber nicht ganz so extrem. Zieht ein Zyklon auf, bekommen wir davon meist nur die Ausläufer mit.

Die Mittelmeerregion hingegen zeichnet sich durch heiße Sommer und viel mildere Winter aus. Der Wind ist hier normalerweise nicht so stark (obwohl im Sommer hin und wieder der sogenannte Terral auftaucht) und das Klima generell stabiler.

Küste oder Inland von Andalusien?

Bei einem meiner ersten Urlaube in Andalusien im Sommer, verbrachte ich ein paar Tage in der Stadt Cádiz, wo ein angenehmes warmes Sommerwetter mit einer leichten erfrischenden Brise herrschte. Ich beschloss, einen Bus in ein hübsches Bergdorf (Algodonales) zu nehmen. Der Bus war klimatisiert und die Fahrt dauerte um die 3 Stunden. Als ich aus dem Bus ausstieg (um die Mittagszeit), dachte ich, in einem Backofen gelandet zu sein. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen, man sah nur ein beklemmendes Hitzeflimmern, und ich und mein Begleiter nahmen sofort Zuflucht in der einzigen Bar, die geöffnet war und die zum Glück über Klimaanlage verfügte. Was ich damit sagen will: Im Hochsommer das Inland von Andalusien zu besuchen, ist keine so gute Idee.

Erstaunlicherweise sind die Unterschiede im Winter viel geringer. Sowohl die absolute als auch die gefühlte Temperatur sind im Winter in Cádiz und in Sevilla beispielsweise ungefähr gleich, während es im Sommer bis zu 10ºC Unterschied geben kann. Je weiter man darüber hinaus ins Inland kommt, desto kühler wird es allerdings, insbesondere, wenn es in die Berge geht (s.u.).

Berge oder Flachland

Beim Stichwort „Berge“ muss man unterscheiden, denn es gibt in Andalusien sowohl Hoch- als auch Mittelgebirge. Das Hochgebirge finden wir in der Sierra Nevada, einem wunderschönen Wander- und Skigebiet. Im Sommer muss man hier mit extremster Hitze rechnen, im Winter hingegen mit starker Kälte und Schneefall. Zum Wandern eignet sich hier also weder der Sommer noch der Winter.

Anders verhält es sich mit dem Mittelgebirge, wie zum Beispiel der Sierra de Grazalema in Cádiz oder der Sierra de Almijara in Málaga. Auch hier ist der Sommer zwar viel zu heiß, der Winter ist jedoch durchaus eine sehr schöne Jahreszeit zum Wandern. Man sollte nur genug warme Kleidung einpacken und einen Plan B parat haben, falls man ein paar Regentage erwischt, was durchaus passieren kann, denn der Winter ist die regenreichste Zeit in Andalusien (obwohl wir seit ein paar Jahren schon mit Dürre zu kämpfen haben).

Andalusien beste Reisezeit: schneebedeckte Berge in Sierra Nevada im Mai.

Verschneite Gipfel der Sierra Nevada.

Die beste Reisezeit für Andalusien nach Jahreszeit

Immer mit den vorangegangenen Unterscheidungen im Hinterkopf, stelle ich im Folgenden die Vor- und Nachteile jeder einzelnen Jahreszeit für Reisen nach Andalusien vor.

Frühling in Andalusien: beste Reisezeit generell (meiner Meinung nach)

Immer, wenn ich nach der besten Reisezeit für Andalusien gefragt werde, antworte ich, ohne zu zögern: Der Frühling! Warum? Weil die Natur dann gestärkt von den Regenfällen im Winter in den schönsten Farben erstrahlt. Alles grünt und blüht, die Sonnenblumen stehen noch auf den Feldern, die Landschaft erscheint saftig und einfach nur schön. Der Frühling in Andalusien ist darum ein wahres Fest für die Sinne. Außerdem kann man meistens ab April schon baden. Meistens, sage ich, weil das von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein kann, im Mai ist man in Sachen Baden eher auf der sicheren Seite. Natürlich ist das Wasser noch etwas frischer als im Sommer (um die 18º C), das ist ein bisschen auch Geschmackssache. Aber wenn man einen Wander- mit einem Badeurlaub verbinden möchte, ist der Frühling mit Sicherheit die beste Option.

Beste Reisezeit Andalusien: Ginsterblüte im Februar.

Der Ginster blüht in Andalusien schon im Februar.

Sommer in Andalusien: beste Zeit für (reinen) Strandurlaub

Ich sag es ganz ehrlich: Ich liebe den Sommer! Ich liebe es, den ganzen Tag barfuß zu laufen, mir morgens nur schnell ein leichtes Kleid überzuwerfen und mich nachts nicht zudecken zu müssen. Ich liebe es, die warmen Nächte auf einer Terrasse zu genießen und ins Meer zu springen, ohne dass es Überwindung kostet. Aber genauso ehrlich muss ich sagen, dass ich während einer Hitzewelle tagsüber das Haus nicht verlasse, alle Jalousien schließe und erst abends so gegen 21:00 Uhr zum Strand runtergehe, um mich ein bisschen zu erfrischen (obwohl das Wasser an unserem Strand dann immer noch so warm ist wie eine Badewanne). Letztes Jahr hatten wir fünf solcher Hitzewellen – die Chancen, eine im Urlaub zu erwischen, sind daher nicht gering.

Der Sommer in Andalusien ist die richtige Jahreszeit, wenn man einen reinen Strandurlaub machen möchte. Rein ins Wasser, raus aus dem Wasser, und so den ganzen Tag, nur unterbrochen vom obligatorischen Besuch in der Strandbar. Paradiesisch! Für einen solchen Urlaub würde ich eher die Mittelmeerküste als die Atlantikküste empfehlen, und zwar, weil wir hier am Atlantik im Sommer oft sehr viel Wind haben, insbesondere den gefürchteten Levante, einen heißen Ostwind, der sich anfühlt wie ein gigantischer Haartrockner. Am Mittelmeer ist man generell vor Wind sicherer, mit Ausnahme des Terral, der aber nicht so stark ist wie der Levante und nur gelegentlich aufkommt. Andererseits ist es aber auch so, dass die Strände der Mittelmeerküste im Sommer um einiges voller sind.

Für Wandern und Städtetrips finde ich persönlich es in Andalusien im Sommer zu heiß. Man sieht zwar alle Jahre wieder Touristen im August durch die Innenstadt von Sevilla laufen, aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie sie das aushalten. Außerdem muss man bedenken, dass die Hitzewellen im Zuge des Klimawandels immer häufiger werden und die Temperaturen generell zunehmen. Ein Städtetrip nach Andalusien im Sommer ist also zumindest eine riskante Angelegenheit.

Herbst in Andalusien: besonders angenehm

Wenn der Herbst in Andalusien beginnt, merkt man buchstäblich, wie die Natur nach der erdrückenden Hitze des Sommers aufatmet – ein sehr angenehmes Gefühl. Das Wasser ist zu dieser Zeit schön warm, da es sich im Sommer aufgewärmt hat und diese Wärme noch eine ganze Zeit lang speichert. Im September ist Baden in Andalusien ein wahrer Hochgenuss, und diese perfekte Temperatur hält sich normalerweise bis mindestens Mitte Oktober. In manchen Jahren kann man sogar im November noch baden, das ist allerdings nicht immer der Fall. Zudem sind die Strände im Herbst zu dieser Zeit auch nicht mehr so voll, da vor allem der inländische Tourismus abnimmt.

Im Herbst würde ich vor allem auch die Atlantikküste empfehlen, da starker Wind in dieser Zeit eher selten ist (der Levante ist eher ein Phänomen des Sommers). Im Herbst kann man die herrlichen, endlosen weißen Sandstrände der Region in aller Ruhe genießen. Strände wie diese gibt es an der Mittelmeerküste Andalusiens nicht, die eher von schwarzem Sand geprägt ist und wo es kaum noch naturbelassene Strände gibt.

Dank der milderen Temperaturen eignet sich der Herbst auch perfekt für Ausflüge ins Inland und Kulturtrips oder zum Wandern (obwohl die Landschaft im Frühling schöner ist, im Herbst ist alles noch sehr trocken). Den Herbst würde ich daher als die ideale Reisezeit in Andalusien ansehen, um Strand- und Kultururlaub miteinander zu verbinden.

Der Winter in Andalusien: mild, aber kein Badewetter

Das Wichtigste zuerst: Baden ist nicht. Einige Hartgesottene baden hier zwar auch im Winter, aber das ist dann mehr unter dem Motto Abhärtung oder Selbstüberwindung (so ungefähr wie die Leute, die zu Neujahr in die Nordsee springen). Die Wassertemperatur liegt im Januar bei ungefähr bei 15º C, und auch die Lufttemperatur ist besonders warm nicht. Wir haben zu Hause zum Beispiel einen Kamin, und den benutzen wir ab Dezember auch!

Nun ist es am Atlantik allerdings um einiges frischer. In einigen Orten am Mittelmeer wie der berühmten Costa Tropical (der „tropischen Küste“) in der Provinz Granada zum Beispiel sinken die Temperaturen auch im Winter selten unter 15º C. Ideal also, um dem kalten Winterwetter Mitteleuropas zu entfliehen und ein bisschen Sonne zu tanken. Denn eines sollte man wissen: Die Sonne wärmt in Andalusien immer! Solange man sich in der Sonne bewegt, kommt man auch im Januar ins Schwitzen. Und man sieht in dieser Zeit auch immer Leute am Strand liegen, um sich zu Sonnen (ohne zu baden natürlich). Das Problem ist, wenn die Sonne weg ist (sprich: nachts). Deswegen sollte man unbedingt warme Kleidung einpacken, wenn man Andalusien im Winter besucht.

Ansonsten eignet sich diese Zeit ideal für Städte- und Kulturtrips und auch zum Wandern (wie oben erwähnt), obwohl man immer mit dem ein oder anderen Schauer rechnen muss. Und ehrlich gesagt: Angesichts der Dürre sind wir hier über jeden Wassertropfen froh, also bitte nicht beschweren 😉.

Zusammenfassung: Beste Jahreszeit in Andalusien je nach Aktivität

Generell und sehr verallgemeinernd würde ich die besten Jahreszeiten für Urlaub in Andalusien so zusammenfassen:

  • Frühling: Wandern und Strand
  • Sommer: Strand
  • Herbst: Strand und Kultur
  • Winter: Kultur und Wandern (und Wintersonne tanken 😉)

Wobei es gewisse Nuancen gibt, die unter anderem auch mit dem Klimawandel zu tun haben: Den Februar würde ich fast schon als Frühling bezeichnen (auch wenn man noch nicht baden kann), die erste Septemberhälfte ist eigentlich noch Sommer, und der Winter beginnt nicht immer zur selben Zeit, manchmal ist der Dezember noch ungewöhnlich warm und dafür der März dann wieder ungewöhnlich kalt.

Ein Beispiel: Letztes Jahr hatte ich eine Woche Wanderurlaub in der Sierra Nevada geplant, theoretisch zur besten Jahreszeit hierfür: Mitte Mai. Ich hatte sogar Angst, dass es eventuell schon ein bisschen zu heiß werden könnte. Und was geschah? Uns erwischter ein sogenannter Kaltlufttropfen (Gota fría oder DANA), ein für diese Jahreszeit sehr ungewöhnliches Wetterphänomen, und wir hatten fünf Tage Dauerregen! Unerwartete Wetterphänomene sind halt eines der Symptome des Klimawandels, vor dem natürlich auch Andalusien nicht sicher ist.

Ich denke, wir werden uns in Zukunft wohl generell auf ein immer unvorhersehbareres Wetter einstellen müssen (nicht nur in Andalusien) und uns daran gewöhnen, bei Reisen immer einen Plan B bereitzuhalten. Kann ja auch mal ganz spannend sein…