Gibraltar: Sehenswürdigkeiten und Tipps
Gibraltar: das umstrittene Fleckchen Erde
Gibraltar ist nicht nur politisch umstritten. Ein befreundeter Tourguide sagte einmal zu mir, dass seiner Erfahrung nach die Leute Gibraltar entweder lieben oder hassen. Vielleicht ist das ein bisschen übertrieben. Aber falls doch etwas dran sein sollte, gehöre ich auf jeden Fall zur ersten Gruppe. Alleine schon die einmalige Geographie dieses Ortes mit ihren sagenhaften Aussichtspunkten und atemberaubenden Höhlen machen ihn einen Besuch wert. Aber auch seine einzigartige Geschichte und Kultur, die zu einer englischen Architektur mitten in der andalusischen Landschaft und einem eigenen Dialekt, dem llanito (eine Art „Spanglish“) geführt haben, machen Gibraltar zu einem interessanten und sehenswerten Ort. Wenn man darum in der Gegend ist, würde ich einen Ausflug unbedingt empfehlen. Hier findest du ein paar Tipps für einen Tag in Gibraltar.
Gibraltar post-Brexit: hat sich etwas geändert?
Ja, geändert hat sich einiges, aber was die Anreise für Touristen betrifft, ist im Grunde alles beim Alten geblieben. Auch wenn Großbritannien – und damit Gibraltar – nicht mehr zur EU gehört, benötigt man als EU-Bürger für die Einreise weder ein Visum noch einen Reisepass, es reicht ein Personalausweis. Den sollte man aber auf keinen Fall vergessen! Bei der Einreise nach Gibraltar überquert man eine Landesgrenze und ohne Ausweis kommt man nicht rein. Nicht-EU-Bürger benötigen weiterhin unbedingt einen Reisepass.
Mit oder ohne Auto nach Gibraltar?
Wenn man mit dem Mietwagen unterwegs ist, kann man diesen entweder vor der Grenze abstellen oder aber mit dem Auto nach Gibraltar einreisen. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Draußen ist parken einfacher (und billiger), im Inneren von Gibraltar muss man das Auto mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Parkgarage abstellen.
Was die legendären Staus betrifft, zu denen es früher am Grenzübergang von Gibraltar kam, so haben diese stark abgenommen, seit der neue Tunnel eröffnet wurde. Früher war es nämlich so, dass die Autostraße die Lande- und Startbahn des Flughafens von Gibraltar kreuzte, so dass jedes Mal, wenn ein Flugzeug landete oder startete, die Schranke runterging. Ein einmaliges Bild zum Fotografieren, aber ein großes Ärgernis für die tausenden Pendler, die in Spanien wohnen, aber in Gibraltar arbeiten. Der neue Tunnel hat den Verkehr stark entlastet.
Das eigene Auto mitzunehmen, hat den Vorteil, dass man Gibraltar einmal umrunden und dabei Sehenswürdigkeiten wie Europa Point oder Catalan Bay besichtigen kann. In Kombination mit der Besichtigung des Naturparks, in den eine Seilbahn führt, bekommt man so einen umfangreicheren Eindruck von Gibraltar.
Wenn man das Auto draußen stehen lässt, muss man bedenken, dass es vom Grenzübergang noch ein ganzes Stück bis ins Zentrum ist. Wenn man nicht so lange laufen möchte, kann man von hier aus am besten ein Taxi oder den Bus nehmen.
Wie kommt man auf den Felsen von Gibraltar?
Die Hauptattraktion von Gibraltar ist natürlich der gigantische Felsen, der größtenteils unter Naturschutz steht und der von den Engländern „The Rock“, von den Spaniern „El Peñón“ genannt wird. Früher war es möglich, mit dem Auto hinaufzufahren, aber gegenwärtig geht das nur, wenn man einem Nummernschild aus Gibraltar hat. Der Mietwagen ist also keine Option. Deshalb bleiben drei Möglichkeiten: Zu Fuß, mit der Seilbahn oder mit einer geführten Tour.
Für erstere Option muss man gut zu Fuß sein und genügend Zeit mitbringen. Der Höhenunterschied beträgt über 400 Meter und aller Wahrscheinlichkeit nach wird man aus Zeitgründen nicht alle Sehenswürdigkeiten des Naturparks sehen können. Dafür ist der Wanderweg, die sogenannten „Mediterranean Steps“ aber wunderschön und bietet unterwegs immer wieder herrliche Ausblicke. Insgesamt führt ein Netz von 18 km Wanderwegen durch das Naturschutzgebiet, das man also sehr gut zu Fuß erkunden kann.
Während man zu Fuß eineinhalb bis zwei Stunden benötigt, braucht die Seilbahn nur 6 Minuten auf den Felsen und bietet ebenfalls einen tollen Ausblick. Eine Alternative besteht darin, mit der Seilbahn hochzufahren und den Rückweg zu Fuß zu machen. In den Wintermonaten (November bis März) hält die Seilbahn auch auf halbem Wege an einer Zwischenstation.
Bei einer Tour, die man – sofern man des Englischen oder Spanischen mächtig ist – spontan in Gibraltar bei den Local Guides buchen kann, hat man den Vorteil, dass man zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten gefahren wird und sicher sein kann, nichts zu verpassen. Gelaufen wird hierbei meist nicht so viel, aber man erfährt sehr viel Wissenswertes zur Geschichte und Natur eines der berühmtesten Felsen der Welt.
Egal, auf welche Weise man „The Rock“ besucht, für den Zugang zum Naturschutzgebiet, dem „Upper Rock“, muss immer ein Tagespass gekauft werden. Diesen kann man direkt an der Seilbahn, sowohl an der Tal- als auch an der Bergstation erwerben. Bei einer Tour kümmert sich dein Guide um den Pass.
Geführte Tour oder auf eigene Faust?
Ich bin generell überhaupt keine Freundin von organisierten Touren, denn ich habe damit fast immer schlechte Erfahrungen gemacht und entdecke Orte lieber selber. Im Falle von Gibraltar finde ich diese Option aber eigentlich ganz praktisch. Eintritt bezahlen muss man ja sowieso, wenn man auf den Felsen will, und da es mit dem eigenen Auto nicht geht, hat man mit einer Tour die Möglichkeit, an einem einzigen Tag alle Sehenswürdigkeiten von Gibraltar zu sehen. Es ist einfach eine Frage der Zeit. Wenn man länger als einen Tag da sein sollte, ist man auf eigene Faust aber bestimmt besser beraten.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Gibraltar
Das kleine Fleckchen Erde hat es in sich. Sowohl oben als auch unten gibt es viel zu sehen.
St. Michael’s Cave
Der Felsen von Gibraltar besteht aus Kalkstein, der im Laufe der Jahrmillionen durch Erosion ausgehöhlt wurde und riesige Höhlen hat entstehen lassen. Die spektakulärste dieser Höhlen ist die St. Michael’s Cave, eine Tropfsteinhöhle mit faszinierenden Stalaktiten und Stalagmiten, die seit jeher von Sagen und Legenden umwoben gewesen ist. So glaubte man früher, dass die Höhle keinen Boden hätte oder dass sie in einem Tunnel endete, der auf die andere Seite der Meerenge von Gibraltar zum afrikanischen Kontinent führt. Das stimmt natürlich nicht, aber wohl ist die Höhle sehr tief und besonders Abenteuerlustige können eine Tour zur Erkundung der tiefer gelegenen Teile der Höhle (Lower St. Michael’s) buchen. Aber auch der obere Teil ist schon beeindruckend genug. In der Höhle wurden übrigens Überreste der Neandertaler gefunden, von denen man annimmt, dass sie in Gibraltar ihr letztes Refugium gefunden hatten, bevor sie ausgestorben sind.
Die Tunnel von Gibraltar: Grat Siege Tunnels und World War II Tunnels
Auch wenn man es ihm von außen nicht ansieht, der Felsen ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Und zwar nicht nur durch natürliche Höhlen, sondern auch durch unzählige Tunnelsysteme, die zu militärischen Zwecken angelegt wurden. Die ältesten sind die Grat Siege Tunnels. Sie stammen aus der Zeit der sogenannten „Großen Belagerung von Gibraltar“ (1779-1783), dem letzten Versuch der Spanier, den Felsen von den Briten zurückzuerobern. Für die Verteidigung war es nötig, Kanonen an der Nordseite des Felsens aufzustellen, und hierfür kam man auf die Idee, Tunnel mit Schießscharten auszugraben. Die von Hand ausgegrabenen Tunnel sind äußerst imposant.
Vielleicht noch imposanter sind die World War II Tunnels, das Tunnelsystem, das im Zweiten Weltkrieg hinzukam und das aufgrund seiner gewaltigen Größe beeindruckt. Gibraltar nahm im Zweiten Weltkrieg eine strategisch besonders wichtige Rolle ein und musste um jeden Preis geschützt werden. Zu Beginn des Kriegs wurde die Zivilbevölkerung von Gibraltar evakuiert und der Felsen füllte sich mit Tausenden von Soldaten, die allesamt in das Tunnelsystem passten, das die Kapazität einer Kleinstadt hatte, mit ihrer eigenen Energieversorgung, Vorratshaltung, Wasserdestillation, Krankenhaus und allem Drum und Dran. Die Tunnel können mit einer Führung besucht werden.
Die Affen von Gibraltar (Ape’s Den)
Gibraltar ist der einige Ort in Europa, an dem Affen in freier Wildbahn leben. Es handelt sich um Berberaffen, die hier aus Marokko eingeführt wurden. Nach den Affen braucht man nicht lange zu suchen, sie sind an Menschen gewöhnt und überall auf dem Felsen am Wegesrand anzutreffen, insbesondere am berühmten Ape’s Den. Die Affen sind generell nicht gefährlich, aber man muss ihnen mit dem nötigen Respekt begegnen und gewisse Vorsichtsmaßnahmen einhalten. So ist es strengstens verboten, sie zu füttern, hierfür gibt es hohe Geldstrafen. Auch sollte man darauf achten, nichts frei am Körper hängen zu haben wie Tüten, Taschen oder Sonnenbrillen, denn die Affen sind sehr geschickte Diebe. Vor allem, wenn man Essen in der Hand hält, kann das schnell mal weg sein. Ich finde sie total niedlich und mir ist auch noch nie etwas mit ihnen passiert.
Skywalk
Der 2018 eingeweihte Skywalk ist nichts für Leute mit Höhenangst so wie mich (ja, ich muss es gestehen: Berge ja, aber bei allem, was vom Menschen gebaut ist, wird mir extrem schwindelig). Wenn du dieses Problem nicht haben solltest, kannst du dich auf diesen Glassteg auf 340 Metern Höhe begeben und von dort aus die beeindruckende 360º-Sicht auf drei Länder, zwei Kontinente und das gesamte Naturschutzgebiet mit der Straße von Gibraltar im Hintergrund genießen. Der Skywalk wurde übrigens passenderweise von Mark Hamill – jenem Schauspieler, der in der Star Wars-Saga Luke Skywalker verkörperte – eröffnet. Für mich als eingefleischten Fan ein Pluspunkt:
Windsor Suspension Bridge
Ein anderer Ort, für den man vollkommen schwindelfrei sein muss ist die 2016 eingeweihte Windsor Suspension Bridge. Diese 71 Meter lange Hängebrücke führt über eine 50 Meter tiefe Schlucht und ist Teil eines der Wanderwege des Parks. Auch sie bietet eine spektakuläre Aussicht und einen gehörigen Adrenalinkick – nichts für mich also.
Die Altstadt
Auch wenn der Felsen und das Naturschutzgebiet die Hauptattraktion von Gibraltar sind, ist der Ort zu seinen Füßen ebenfalls überaus pittoresk und interessant. Alles ist Englisch, von der Architektur bis zu den Fish & Chips, und selbst die typischen roten Telefonzellen hat man aus Nostalgie stehen lassen, obwohl die heute natürlich niemand mehr benutzt. Sie sind eines der beliebtesten Fotomotive bei Touristen und auch ich konnte der Versuchung nicht widerstehen:
Besonders beliebt ist die Main Street, eine berühmte Einkaufsstraße, an der sich Geschäfte und Cafés aneinanderreihen. Bezahlen kann man übrigens sowohl mit Pfund als auch mit Euro (die Wechselkurse können von Geschäft zu Geschäft unterschiedlich sein). Ebenfalls sehr sehenswert sind Irish Town, das alte irische Viertel der Stadt; das Nationalmuseum mit Funden von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit, das zudem Reste eines alten arabischen Bades im Keller beherbergt; oder auch der Trafalgar Cemetery, ein Friedhof, auf dem Gefallene der berühmten Schlacht von Trafalgar begraben liegen.
Um den Felsen herum
Wie eingangs erwähnt, kann man, wenn man mit dem Auto da ist oder eine Tour gebucht hat, den Felsen einmal, immer am Wasser entlang, umrunden. Die wichtigsten Punkte sind bei dieser Tour Europa Point, ein kleines, markantes Kap mit einem Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert und einer imposanten Moschee, der südlichst gelegenen Europas. Ebenfalls sehr pittoresk ist der winzige Ort Catalan Bay – Spanisch: La Caleta –, ein altes Fischerdorf mit bunten Häuschen und einem kleinen Strand, an dem es auch ein paar Restaurants gibt. Der größte Strand von Gibraltar, Western Beach, an dem man ebenfalls bei der Umrundung des Felsens vorbeikommt, liegt etwas weiter nördlich. Besonders schön ist auch der Sandy Beach, dessen Wellenbrecher für ein seichtes, türkisfarbenes Wasser sorgen. Wenn man etwas länger in Gibraltar bleibt, sind diese Strände eine tolle Option. Es gibt auch Möglichkeiten zum Tauchen.