Zahara de los Atunes: Altstadt, Strände und Umgebung

Sicht aus der Ferne auf Zahara de los Atunes und den Playa de Atlanterra.

Zahara de los Atunes: ein Ort für Feinschmecker am offenen Atlantik

Es gibt Ortsnamen, die einfach passen. Die Essenz dieses kleinen Ortes an der andalusischen Atlantikküste ist in seinem Namen hervorragend zusammengefasst: Das exotisch klingende „Zahara“ stammt wahrscheinlich aus dem Arabischen, bedeutete aber im andalusischen Dialekt nicht etwa „Wüste“, wie man meinen könnte, sondern eher „felsiger, steiniger Ort“. Tatsächlich gibt es in der Provinz Cádiz noch einen anderen Ort mit diesem Namen – Zahara de la Sierra –, der sich durch einen markanten Felsen auszeichnet. Der Name beschwört sehr gut die raue, schroffe Schönheit dieses nicht selten vom Atlantik gepeitschten Ortes, der in einer Ebene zwischen felsigen Hügeln direkt am Meer liegt.

Der andere Teil des Namens – „de los Atunes“ – bezieht sich auf den Ursprung dieses Ortes und das, was Jahrtausende lang die wichtigste wirtschaftliche Tätigkeit ihrer Bewohner war (bis Ende der 60er Jahre der Tourismus aufkam): den Thunfischfang. Zahara de los Atunes ist eine der Ortschaften in Cádiz, wo bereits seit Zeiten der Phönizier die Fangmethode der Almadraba angewendet wird, ein System, bei dem die Migration der Thunfische vom Mittelmeer in den Atlantik genutzt wird, um mit Booten mitten im Meer Fallen aus Netzen aufzustellen. Auch der Tourismus hat nichts daran ändern können, dass diese Jahrtausende alte Tradition weiter von den Fischern des Ortes gepflegt wird. Im Gegenteil: Der Thunfisch aus Albadraba-Fang ist heiß begehrt. Bei einem Besuch des Ortes wirst du feststellen, dass der Thunfisch hier allgegenwärtig ist.

Alte Stadtmauer von Zahara de los Atunes mit Malereien von Menschen mit Fischköpfen.

Details an der Stadtmauer von Zahara: Und ich dachte immer, wir Hamburger wären die „Fischköppe“.

Die Altstadt von Zahara: eine Stadtmauer für den Fischfang

Zahara hat offiziell nur knapp über 1.000 Einwohner. Wenn man den Ort in den Sommermonaten besucht, hat man aber das Gefühl, dass es mindestens dreimal so viele sind (und das sind es wohl auch). Bei den vielen Hotels und Pensionen, die um den Ortskern herum entstanden sind (und glücklicherweise meist in derselben Ästhetik des Ortes gebaut wurden), fällt es auf den ersten Blick nicht leicht, das eigentliche Ortszentrum zu entdecken.

Am besten orientiert man sich an den unübersehbaren Stadtmauern aus dem 15. Jahrhundert, die einst den Palast der Herzöge von Medina-Sidonia umgaben. Dieser Palast ist weltweit einmalig in seiner Art, und zwar aufgrund der drei Funktionen, die er erfüllte: Zum einen diente er als Herzogsresidenz während der Almadraba-Saison, die etwa von Mai bis Juli dauert. Zum anderen diente er als sogenannte Chanca, ein andalusisches Wort, dass man etwa mit „Salzfischfabrik“ übersetzen könnte, d. h., der Ort, an dem der Thunfisch zerlegt, eingesalzen und für die Versteigerung vorbereitet wurde. Und schließlich erfüllten die starken Mauern des Palastes auch eine Verteidigungsfunktion gegen Piratenangriffe. Wenn man bedenkt, dass es hier außer Thunfisch praktisch nichts zu holen gab, wird einem klar, wie wichtig dieser Industriezweig in der Region war. So wichtig, dass es sich lohnte, eine eigene Verteidigungsmauer anzulegen, um den Fang zu schützen.

Ruinen des alten Palastes der Herzöge von Medina Sidonia in Zahara de los Atunes.

Die Mauern des alten Palastes.

Diese Festung war denn tatsächlich auch der Ursprung des Ortes. Obwohl die Ursprünge von Zahara de los Atunes nämlich auf Zeiten der Phönizier zurückgehen sollen, gab es hier in der Antike und dem Mittelalter wohl nie wirklich eine feste Siedlung. Erst der Bau der Festung und die damit zunehmende Thunfischausbeute, vor allem ab Anfang des 17. Jahrhunderts, führte dazu, dass sich rund um den Palast und die Verteidigungsmauern immer mehr Menschen ansiedelten und neue Häuser bauten: den heutigen Ortskern von Zahara de los Atunes.

Der Palast selber ist nur teilweise erhalten. Von den ursprünglich drei Türmen steht nur noch einer, und innerhalb der Mauern wächst heute das Gras. Sehr interessant (und pittoresk) ist jedoch die Kirche, die sich innerhalb der Mauern befindet. Dieses Gebäude aus dem 16. Jahrhundert diente ursprünglich zum Einsalzen der Fische, wurde jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts zur Kirche geweiht. Wenn man dieses Gotteshaus betritt (das von außen eher unscheinbar aussieht) merkt man gleich, dass es sich um etwas Besonderes handelt. Das schlichte gewölbte Dach aus Backstein und der natürliche Lichteinfall durch das Loch in der Decke lassen erkennen, dass es sich um einen Ort handelt, an dem Ort früher hart gearbeitet wurde. Passenderweise trägt die Kirche den Name Iglesia de Nuestra Señora del Carmen, d. h., sie ist Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel geweiht, der Schutzpatronin der Fischer, die in dieser Region besonders verehrt wird.

Iglesia del Carmen - Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel geweiht.

Das Innere der Kirche.

Die Strände von Zahara de los Atunes

So kurios und einzigartig die Geschichte dieses kleinen Ortes auch ist, die wichtigsten historischen Sehenswürdigkeiten hat man an einem Tag gesehen. Die meisten Urlauber besuchen den Ort vor allem wegen seiner sagenhaften Strände, die zu den (relativ) unberührten der Region gehören. Man muss diese Art von Strand mögen: Offen, langgestreckt, mit feinem, weißem Sand und einem klaren, sauberen Wasser mit gelegentlich ganz schönem Wellengang, was abhängig vom Wind ist.

Ich persönlich fahre nur in diese Region, wenn ich vorher auf den Wetterbericht geschaut habe und die Windstärke bei unter 15 km/h liegt. Aber wahrscheinlich bin ich da einfach zu empfindlich. Die vielen Luxusvillen rund um den Ort in Siedlungen wie Atlanterra beweisen, dass Zahara de los Atunes für nicht wenige das Paradies auf Erden ist, auch wenn der Wind ein bisschen stärker weht. Kitesurfer kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Playa de Zahara

Der Strand von Zahara selber ist 1.600 m lang und liegt an der Mündung des Río Cachón, an der sich ein kleiner Aussichtspunkt befindet. Sein feiner, weißer Sand und sein klares, schönes Wasser sind die Hauptgründe, weshalb viele Urlauber und Ausflügler nach einem Besuch des Ortes direkt an diesem Strand bleiben. Zudem ist er wie die meisten Strände in Cádiz sehr ausgedehnt, so dass man auch bei Flut seinen Platz bekommt.

Playa de Zahara.

Der Strand von Zahara.

Playa de Atlanterra

Der Playa de Zahara geht direkt in den Playa de Atlanterra über, der bereits zur Gemeinde Tarifa gehört (Zahara de los Atunes gehört verwaltungstechnisch zu Barbate). Der Strand von Atlanterra wird auch der „Strand des Bunkers“ (Playa del Búnker) genannt, da sich hier ein alter Bunker aus dem 2. Weltkrieg befindet, der gerne erklommen wird und auf dem man häufig Angler sieht, die ihr Glück versuchen. Der Strand von Atlanterra ist generell etwas ruhiger als der von Zahara, da die Siedlung nicht so groß ist und sich hier vor allem private Villen befinden.

Blick auf das Cabo de Plata am Ende des Playa de Atlanterra.

Playa de Atlanterra mit Blick auf den alten Bunker.

Playa de los Alemanes

Der Strand von Atlanterra seinerseits endet am Cabo de Plata, und danach beginnt der sogenannte Playa de los Alemanes, der „Strand der Deutschen“. Der Ursprung dieses Namens ist nicht eindeutig geklärt, aber wahrscheinlich geht er darauf zurück, dass hier im Zweiten Weltkrieg die Deutschen Schiffe mit Verpflegung und Munition versorgt wurden und dass viele Nazis hier nach Ende des Krieges Zuflucht fanden und sich niederließen. Der Playa de los Alemanes ist von den drei Stränden der ruhigste, da die meisten Urlauber an den Stränden von Zahara oder Atlanterra bleiben, die einfacher zu erreichen sind.

Sicht von Weitem auf den Playa de los Alemanes in der Provinz Cádiz, Andalusien.

Playa de los Alemanes. Rechts im Bild der Leuchtturm von Camarinal.

Insgesamt ist Zahara de los Atunes von 8 km Stränden umgeben und einige andere Perlen befinden sich in unmittelbarer Nähe (siehe weiter unten unter „Wanderungen“).

Essen in Zahara de los Atunes

Nach Zahara de los Atunes kommt man nicht zuletzt auch des guten Essens wegen. Vor allem zwei Spezialitäten gibt es hier zu probieren: Zum einen den bereits erwähnten Thunfisch aus Almadraba-Fang, zum anderen das Fleisch des Retinta-Rindes. Retinta ist eine Rinderrasse, die man bei einer Fahrt übers Land in der Provinz Cádiz überall auf den Feldern sehen kann. Es handelt sich um dunkel-rotbraune Tiere, von deren Farbe sich auch ihr Name ableitet (retinto bedeutet so etwas wie „dunkelrot“).

Wo bekommt man diese Köstlichkeiten? Ich selber gebe nicht gerne Restaurantempfehlungen, da mir das zu riskant ist. Es braucht nur vom einen Tag auf den anderen der Koch zu wechseln und schon erlebt man einen Reinfall.

Zum Glück finden in der Region aber jedes Jahr kulinarische Veranstaltungen und Wettbewerbe statt, bei denen Preise an Restaurants vergeben werden. In Zahara de los Atunes sind das vor allem die Ruta del Atún (die „Thunfisch-Route“, normalerweise im Mai) und die Ruta del Retinto (die „Retinto-Route“, normalerweise im Oktober). Im Zuge dieser einwöchigen Veranstaltungen werden Preise für die besten Kreationen der Restaurants vergeben, und wenn ein Restaurant einen solchen Preis gewonnen hat, kannst du sicher sein, dass es den groß draußen an die Tür hängt! Wenn du also so etwas wie 2º Premio Ruta del Atún 2023 o. ä. bei einem Restaurant ausgehängt siehst, ist das ein guter Anhaltspunkt, dass es hier gutes Essen gibt.

Wenn du das Glück hast, gerade zu einer der Rutas im Ort zu sein, umso besser natürlich. Sie werden übrigens auch von anderen Orten der Umgebung wie Barbate oder Conil de la Frontera organisiert.

Thunfisch aus Almadraba-Fang als Tataki zubereitet.

Die Restaurants in Zahara de los Atunes bereiten Thunfisch in allen Varianten zu.

Wanderungen in der Umgebung von Zahara de los Atunes

Wenn man sich entschieden hat, ein paar Tage länger in Zahara de los Atunes zu bleiben, kann man auch die schönen Wanderrouten in der unmittelbaren Umgebung entdecken. Besonders lohnenswert ist der Naturpark La Breña y Marismas del Barbate, der eine etwa 15-minütige Autofahrt von Zahara de los Atunes entfernt liegt. Hier kann man einen herrlichen Pinienwald entlang einer imposanten Steilküste durchwandern und zudem weitere schöne Strände der Region entdecken.

Blick von einer Steilküste auf türkisblaues Wasser.

Steilküste im Naturpark La Breña.

Ein anderer schöner Wanderweg führt in Richtung Süden, vom Leuchtturm von Camarinal bis zum Strand von Bolonia, der als einer der schönsten Strände Andalusiens gilt. Alternativ kann man auf dieser Route einen Abstecher zum spektakulären Strand von Arroyo Cañuelo machen. Der Einstieg zum Pfad, der in diese Bucht führt, ist nicht ganz leicht zu sehen, und es handelt sich nicht so sehr um einen Wanderweg, als eher um einen Trampelpfad, der im Laufe der Zeit durch die Menschen entstanden ist, die in die Bucht wandern. Vom Leuchtturm von Camarinal sind es etwa eine halbe Stunde bis zum Playa de Arroyo Cañuelo, aber dieser Weg lohnt sich auf jeden Fall, vor allem in der Badesaison, da dieser Strand aufgrund seiner Abgeschiedenheit niemals überfüllt ist.

Sicht aus der Ferne auf den Strand Playa Arroyo Cañuelo.

Playa de Arroyo Cañuelo.